München (ots) –
Von Lanna Idriss, Vorständin der SOS-Kinderdörfer weltweit
Wenn ich gefragt werde, auf welcher Seite die SOS-Kinderdörfer stehen in diesem furchtbaren und eskalierenden Nahost-Konflikt, ist meine Antwort eindeutig:
Wir stehen bedingungslos auf der Seite der Kinder. Egal, wo, egal, unter welchen Umständen.
Diese Ausrichtung gibt uns auch in diesen schrecklichen und oft chaotischen Zeiten glasklare Orientierung und bestimmt unser Handeln. Mit all unseren Kräften, unserer Erfahrung und mit ganzem Herzen sind wir da für die Kinder in Nahost – in Gaza, im Libanon und in Israel. Denn kein Kind, egal, auf welcher Seite, hat sich diesen Krieg ausgesucht. Kein Kind, egal, in welchem Land, sollte vor Bomben fliehen müssen, sein Zuhause verlieren, Gräueltaten miterleben müssen und abends schlafen gehen mit der Sorge, die Nacht nicht zu überleben.
Wir verstehen den großen Schmerz und den Schock von Angehörigen und Betroffenen in den beteiligten Ländern – und wir teilen ihn. Was passiert, ist eine Katastrophe und es wird Generationen brauchen, um sie zu überwinden.
Es ist unserer Verantwortung, auch in den schlimmsten Kriegsmomenten besonnen zu bleiben
Als Kinderhilfsorganisation ist es unsere Pflicht, unparteiisch auf allen Seiten zu unterstützen und das Leid jedes einzelnen Kindes zu sehen und mit all unseren Kräften dagegen anzugehen. Und es ist unserer Verantwortung, auch in den schlimmsten Kriegsmomenten besonnen zu bleiben und die richtigen Entscheidungen zum Wohle der Kinder zu treffen.
Ich denke dabei an Situationen, wie sie meine Kollegin Reem Alreqeb in Gaza bewältigen musste. Reem stand in der umkämpften Stadt Rafah vor der Frage, ob sie ein ganzes Kinderdorf evakuieren sollte. Sie und das Team entschieden sich dafür und flohen inmitten der Kriegshandlungen mit einer großen Gruppe von Kindern und Mitarbeitenden bis in die Stadt Khan Younis. Wir waren alle sehr erleichtert, als die Kinder erschöpft, aber unversehrt in dem improvisierten Lager ankamen, das wir vorsorglich errichtet hatten. Und dann, wenige Wochen später, standen Reem und ihr Team wieder vor der gleichen Entscheidung: Bleiben oder fliehen? Denn keine zwei Kilometer vom neuen Standort entfernt war es erneut zu tödlichen Angriffen gekommen – inmitten der humanitären Zone. Diesmal blieben sie – und überprüfen seitdem jeden Tag alle Parameter. Ich hoffe inständig, dass alles gut geht.
Eine Kultur des friedvollen Miteinanders und der Hoffnung
Ich denke auch an unsere Kollegen in Israel, die dort jungen Menschen helfen, die bei dem schrecklichen Massaker der Hamas am 7.Oktober ihr Zuhause verloren haben, viele von ihnen haben nach Schilderung unserer Kollegin Nelly Geva Angehörige verloren – und jegliche Hoffnung auf eine gute Zukunft. Auch sie werden von den SOS-Kinderdörfern unterstützt, erhalten psychologische Hilfe bei der Aufarbeitung der schrecklichen Geschehnisse – und eine Perspektive: Sie werden darin geschult, die pädagogische Arbeit in unseren israelischen Programmen zu verstärken. Ihnen wieder Zuversicht zu geben, ist eine wichtige Aufgabe.
Auch im Libanon gehen unsere Kollegen und Kolleginnen Tag für Tag über ihre Grenzen und unterstützen geflüchtete Kinder und Familien mit Nothilfe. Mich berührt es sehr, wenn ich Ghada Hachem, die junge Leiterin der SOS-Kinderdörfer im Libanon, inmitten der schlimmsten Geschehnisse, die das Land seit Jahren erlebt, von Zukunft und Frieden sprechen höre.
Sie sagt: „Wir wollen unseren Kindern eine Kultur des friedvollen Miteinanders und der Hoffnung vermitteln.“ Natürlich hat sie Recht: Nur, wenn wir uns für Verständigung einsetzen und dies auch unseren Kindern vermitteln, kann sich die Welt ändern.
Wenn ich also in Deutschland von erneutem Beschuss, Raketen und der Eskalation des Krieges höre, habe ich die Gesichter der Kinder vor Augen und sorge ich mich sehr um sie. Und ich sorge mich um unsere Kolleginnen und Kollegen – in Gaza, Israel und Libanon.
Unsere eindringliche Forderung: Das Wohl der Kinder muss endlich in den Mittelpunkt rücken. Ihr Leben muss mehr zählen als alles andere. Wenn wir dies ernst nehmen, gibt es nur eine Lösung: Dieser Krieg muss heute noch aufhören!
Die SOS-Kinderdörfer bitten dringend um Unterstützung:
Spendenkonto:
SOS-Kinderdörfer weltweit
IBAN: DE22 4306 0967 2222 2000 00 (GLS Gemeinschaftsbank)
Stichwort: „Kinder im Nahostkrieg“
Pressekontakt:
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Pressesprecher SOS-Kinderdörfer weltweit
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