Freiburg (ots) –
Seit dem 1. November 2024 gilt in Deutschland ein ergänzter FSC-Standard für Waldbewirtschaftung. Neu ist Anhang III mit zusätzlichen Indikatoren für sogenannte Nichtholz-Wald-Produkte. Dazu zählen neben Wildbret, Honig und anderen Forstprodukten vor allem Weihnachtsbäume.
In Deutschland werden jedes Jahr etwa 20 Millionen Weihnachtsbäume geerntet, ein Viertel des europäischen Marktes. In Zukunft werden darunter deutschlandweit auch FSC-zertifizierte Bäume sein. Denn sie zählen zu den sogenannten Nicht-Holz-Waldprodukten (NTFP), die neben Wildbret, Zierreisig, Honig, Pilzen, Früchten und Samen seit dem 1. November das Kennzeichen für verantwortungsvolle Waldwirtschaft tragen können. Die neuen Regelungen ergänzen den etablierten deutschen FSC-Standard für verantwortungsvolles Waldmanagement.
„Wildfleisch und Weihnachtsbäume sind derzeit die am häufigsten vermarkteten Nichtholz-Waldprodukte in Deutschland. Der neue Standard ermöglicht es FSC-Betrieben, diese Produkte mit dem FSC-Kennzeichen anzubieten und sich so von der konventionellen Forstwirtschaft zu unterscheiden.“, beschreibt Elmar Seizinger, Leiter FSC-Waldbereich, die Vorteile der Standarderweiterung.
Steigende Nachfrage nach FSC-Weihnachtsbäumen
In der Vergangenheit wurden oft Pestizidrückstände in Weihnachtsbäumen nachgewiesen. Das Ergebnis des BUND Weihnachtsbaum-Tests 2023 ergab, dass 14 von insgesamt 19 getesteten Bäumen aus ganz Deutschland belastet sind. „Wir raten den Verbraucherinnen und Verbrauchern deshalb zu Bio-Weihnachtsbäumen und Bäumen, die im Rahmen der Waldbewirtschaftung anfallen. Wir freuen uns, jetzt auch FSC-Bäume als pestizidfreie Alternative empfehlen zu können“, sagt Corinna Hölzel, Referentin Pestizidpolitik bei BUND. Kaufende können sich das festliche FSC-Grün also mit gutem Gewissen ins Haus holen – zum Beispiel in Rheinland-Pfalz. Neben Schleswig-Holstein zählt es zu den beiden Bundesländern, in denen bereits seit 2016 ein FSC-Interim-Standard für Weihnachtsbäume angewendet wurde. So auch in Kusel, dort wurden im letzten Jahr rund 600 Weihnachtsbäume verkauft. Ziel sei dabei auch, das Bewusstsein für den regionalen „Öko-Weihnachtsbaum vor der Haustür“ zu schaffen, berichtet Forstamtsleiterin Gabi Kleinhempel. Mit offensichtlichem Erfolg, denn „während den Veranstaltungen wurde durch Gespräche mit den Kunden erkennbar, dass sich rund die Hälfte der Käufer:innen bewusst wegen des FSC-Kennzeichens für die Weihnachtsbäume des Forstamts Kusel entschieden haben, mit steigender Tendenz.“
Glaubwürdigkeit durch prüfbare Indikatoren
Den Trend sieht auch Jens-Birger Bosse, Leiter der Abteilung für Biologische Produktion der Landesforsten Schleswig-Holstein: „Der erweiterte Standard ist eine große Verbesserung für Erzeuger und Verbraucher. Die Erzeuger können zeigen, dass ihr Betrieb nachhaltiger und umweltfreundlicher ist, und das ist genau das, was die Verbraucher bei Weihnachtsbäumen und all den anderen Nichtholzprodukten aus unseren Wäldern suchen.“ Erfreut zeigt sich auch die Umweltschutzorganisation ROBIN WOOD: „Seit 25 Jahren arbeiten wir daran, den noch immer sehr geringen Anteil an ökologisch zertifizierten Weihnachtsbäumen zu erhöhen. Die Einbeziehung forstlicher Weihnachtsbaumkulturen in die FSC-Zertifizierung ist ein weiterer wichtiger Schritt in diese Richtung,“ sagt Jana Ballenthien, Waldreferentin von ROBIN WOOD.
Für Weihnachtsbäume definiert der erweiterte FSC-Standard verschiedene Indikatoren, so z.B. die Einhaltung eines Abstands von Weihnachtsbaumkulturen zu natürlichen Gewässern und Wanderwegen, Einfassung der Kulturen mit gebietsheimischen Laubbaum- und Straucharten bei Entnahme nicht-heimischer Arten vor dem ersten Blühen, Verbot des Einsatzes von Torf und Pflanzenschutzmitteln mit Ausnahme systemisch wirkender, sogenannter Neem-Präparate und Naturpyrethrum
Hintergrund
Im Rahmen der FSC-Zertifizierung ist grundsätzlich auch die Zertifizierung von Nicht-Holz-Waldprodukten möglich. Dafür war jedoch eine Ergänzung des deutschen FSC-Standards nötig, die bisher nicht existierte. 2016 wurde ein entsprechender Interim-Standard entwickelt, der nur für Weihnachtsbäume galt und ausschließlich in den Bundesländern Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz angewandt wurde. Der neue FSC-Standard-Anhang III regelt nun alle oben genannten Nicht-Holz-Waldprodukte und ist deutschlandweit gültig.
Der aktuelle Standard ist online auf der Internetseite von FSC Deutschland abrufbar: www.fsc-deutschland.de/wald/standards-und-dokumente (http://www.fsc-deutschland.de/wald/standards-und-dokumente)
Weitere Auskünfte erteilt das FSC-Deutschland-Wald-Team, Kontakt: wald@fsc-deutschland.de.
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Lars Hoffmann, Tel.: 0761 – 386 53 68, E-Mail:
lars.hoffmann@fsc-deutschland.de
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Quelle: ots