Fürth (ots) –
Das Amalie Nathan Haus für Kinder- und Jugendschutz ist eine ambulante Einrichtung am Klinikum Fürth für Kinder und Jugendliche, bei denen die Gewissheit oder der Verdacht besteht, dass sie Opfer sexuellen Missbrauchs, seelischer, emotionaler oder körperlicher Misshandlung sowie seelischer oder körperlicher Vernachlässigung geworden sind. Das Gemeinschaftsprojekt der Stiftung Kinderförderung von Playmobil, des Klinikums Fürth sowie von Justiz und Polizei im Raum Nürnberg und Fürth einschließlich der Jugendämter aus Stadt und Landkreis Fürth bietet erstmalig in Deutschland gleich zu Projektbeginn die ganzheitliche Versorgung traumatisierter Kinder und Jugendlicher nach sexualisierter, seelischer oder körperlicher Gewalt und Vernachlässigung.
Nach der feierlichen Eröffnung durch den Bayerischen Staatsminister des Innern, für Sport und Integration Joachim Herrmann am 15. November 2024 geht es los. Durch speziell geschultes Personal und in kindgerechter Umgebung wird unter einem Dach ein sicherer Ort für alle notwendigen Untersuchungen und Befragungen geschaffen, um Kinder und Jugendliche nach einem traumatischen Erlebnis zu schützen und einer möglichen Retraumatisierung vorzubeugen. Die multi- und transdisziplinäre Anlaufstelle gewährleistet ein Verfahren, bei dem neben der Wahrheitsfindung vorrangig das Wohl der Kinder und Jugendlichen im Mittelpunkt steht und einer möglichen Retraumatisierung vorzubeugen.
Die enge Vernetzung der Medizin mit Justiz, Polizei und Jugendämtern ermöglicht es, dass alle Gespräche und Untersuchungen der Sozialarbeiter, Psychologen, Kinderärzte und Rechtsmediziner in einer den Kindern bekannten Umgebung stattfinden können. Auch sind die polizeilichen und ermittlungsrichterlichen Vernehmungen in den Räumlichkeiten möglich.
Initiiert und mit einem siebenstelligen Betrag von der Stiftung Kinderförderung von Playmobil unterstützt, steht das Amalie Nathan Haus, benannt nach der in Fürth geborenen jüdischen Wohltäterin Amalie Nathan, unter der Trägerschaft des Klinikums Fürth. Wie wichtig eine solche Einrichtung ist, zeigt ein Blick in die polizeiliche Kriminalstatistik: Mehr als 18.400 Kinder und Jugendliche wurden im Jahr 2023 Opfer sexualisierter Gewalt. Experten gehen allerdings davon aus, dass von den Institutionen etwa 90% der Fälle überhaupt nicht wahrgenommen werden. Nach einer Schätzung aus dem Jahr 2012 belaufen sich die Trauma-Folgekosten in Deutschland pro Jahr auf 11 Mrd. Euro.
Die Stiftung Kinderförderung von Playmobil wurde 1995 von Horst Brandstätter (1933-2015) gegründet. Er war Inhaber der Horst Brandstätter Group, zu der auch die Marke PLAYMOBIL gehört. Ziel der gemeinnützigen Stiftungsarbeit ist es, Kindern und Jugendlichen eine gesunde körperliche, geistige und seelische Entwicklung zu ermöglichen. Schwerpunkt der Arbeit sind dabei die Felder Bildung, Aktivität, Kreativität und Kultur.
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Quelle: ots