Köln (ots) –
Seit mehr als 12 Monaten leistet Islamic Relief in Gaza lebenswichtige Nothilfe und versorgt die Menschen mit Lebensmitteln, Matratzen, Hygienesets, Kleidung, sauberem Wasser und psychosozialer Unterstützung. Während lokale Helferinnen und Helfer täglich ihr Leben riskieren, um humanitäre Hilfe zu leisten, spitzt sich der Hunger in Gaza immer weiter zu. Trotz der Herausforderungen konnten die Helfenden vor Ort bisher insgesamt 44 Millionen warme Mahlzeiten an die Menschen verteilen. Humanitäre Hilfe schützt Menschenleben und muss ungehindert stattfinden, so Islamic Relief Deutschland.
Ein Jahr nach Beginn der Eskalation in Nahost sind erhebliche Verluste an Menschenleben und Schäden an der Infrastruktur zu beklagen, die sowohl unmittelbare als auch langfristige sozioökonomische Folgen für Gaza und nun auch den Libanon nach sich ziehen. Dazu gehören langfristige Entbehrungen und ein Rückgang der menschlichen Entwicklung in den gesamten palästinensischen Gebieten.
Mindestens 1,9 Millionen Menschen, das heißt 90 Prozent der Bevölkerung in Gaza, sind mehrmals geflüchtet, viele sind schutzlos den harten Bedingungen ausgesetzt und haben keinen ständigen Zugang zu Nahrungsmitteln, Wasser oder Medikamenten. Die Infrastruktur des Gazastreifens ist schwer beschädigt, so dass Millionen Menschen ungeschützt ausharren. Nun kommt auch der zweite Winter ohne eine menschenwürdige Notunterkunft und notwendige Versorgung.
Umso wichtiger ist die Hilfe von Hilfsorganisationen vor Ort, die lebenswichtige Nothilfe leisten. Erst am Montag, den 21. Oktober haben lokale Helferinnen und Helfer von Islamic Relief insgesamt 8.625 verzehrfertige Mahlzeiten für vertriebene Menschen in Gaza bereitgestellt sowie 107.000 Liter sauberes Wasser für über 33.200 Personen. Zusätzlich wurden in Kooperation mit dem Welternährungsprogramm (WFP) am gleichen Tag mehr als 175.000 warme Mahlzeiten verteilt.
Tägliche Lebensmittelverteilungen und humanitäre Hilfe: Über 183.0000 warme Mahlzeiten an einem Tag
Trotz der schwierigen Bedingungen haben die Helferteams von Islamic Relief in Zusammenarbeit mit dem Welternährungsprogramm, weiterhin Nothilfe geleistet und Lebensmittel und weitere Hilfsgüter verteilt. Gemeinsam mit dem WFP konnte die Hilfsorganisation seit Konfliktbeginn in Gaza insgesamt 44 Millionen warme Mahlzeiten verteilen.
Durch die Zusammenarbeit konnten sie am 21. Oktober insgesamt 175.280 warme Mahlzeiten für Vertriebene im mittleren Gazastreifen, Khan Younis und in Gaza-Stadt bereitstellen. Auch stellten sie Nahrungsergänzungsmittel auf Lipidbasis „LNS“ für 498 schwangere und stillende Frauen sowie für 948 Kinder bereit. Diese Verteilungen stehen beispielhaft für die lebenswichtige sowie lebenserhaltende humanitäre Hilfe und die Dienstleistungen, die Islamic Relief vor Ort täglich leistet.
Über die Kooperation mit dem WFP hinaus haben die Hilfsteams von Islamic Relief in Gaza am gleichen Tag 8.625 verzehrfertige Mahlzeiten verteilt sowie Wasser, während weitere Helfende zusätzlich Bildungsprogramme und psychosoziale Unterstützung für 230 Kinder im Alter von 6-12 Jahren durchführten.
Ein psychosoziales Erste-Hilfe-Programm mit Freizeitaktivitäten für 142 Kinder und 71 Mütter wurde ebenso durchgeführt und essentielle Reinigungsmittel und Hygieneartikel für insgesamt 77 Notunterkünfte in Gaza wurden bereitgestellt. Alle aufgelisteten Hilfeleistungen vom 21.Oktober fanden in Gaza-Stadt, im mittleren Gazastreifen und Khan Younis statt.
Aktuell ist die Einfuhr und Bereitstellung von humanitären Gütern weiterhin erschwert, jedoch leisten die lokalen Helfenden gemäß ihrem humanitären Auftrag weiterhin humanitäre Hilfe und stehen den Menschen zur Seite.
IPC-Bericht warnt vor Hungersnot: 2,2 Millionen Menschen in Gaza sind von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen
Im gesamten Gazastreifen besteht ein hohes Risiko einer Hungersnot, solange der Konflikt andauert und der Zugang für humanitäre Hilfe eingeschränkt ist. Etwa 96 Prozent der Bevölkerung des Gazastreifens (2,15 Mio. Menschen) sind laut „Integrated Food Security Phase Classification“ (IPC) von akuter Ernährungsunsicherheit auf „Krisenniveau“ (Phase 3 des IPC-Index) oder höher bedroht.
Die Integrierte Phasenklassifizierung der Ernährungssicherheit IPC ist eine international anerkannte Initiative, die 2004 von der Food and Agriculture Organization (FAO) der UN zur Verbesserung der Analyse und Entscheidungsfindung im Bereich Ernährungssicherheit und Ernährung ins Leben gerufen wurde. IPC nutzt globale, wissenschaftliche Standards zur Bewertung von Hunger.
Die aktuelle Prognose von IPC lautet, dass das hohe Risiko einer Hungersnot in Gaza zwischen November 2024 und April 2025 so lange besteht, wie der Konflikt andauert und der Zugang für humanitäre Hilfe eingeschränkt ist. Es wird erwartet, dass sich die akute Unterernährung in allen Gouvernements verschlimmern wird, bedingt durch saisonale Krankheiten in Gebieten mit hoher Bevölkerungsdichte und durch die reduzierte Hilfe für Kinder, schwangere und stillende Frauen. Ebenso wird erwartet, dass zwischen September 2024 und August 2025 etwa 60.000 Fälle von akuter Unterernährung bei Kindern im Alter von 6 bis 59 Monaten auftreten werden, darunter 12.000 schwere Fälle.
Während der gesamte Gazastreifen in der Prognose bis September 2024 als Notstandsgebiet eingestuft wurde (IPC-Phase 4), waren mehr als 495.000 Menschen, etwas 22 Prozent der Bevölkerung, immer noch mit einem „katastrophalen“ Niveau akuter Ernährungsunsicherheit konfrontiert (IPC-Phase 5). In dieser Phase leiden die Haushalte unter extremem Nahrungsmittelmangel, Hunger und der Erschöpfung der Bewältigungskapazitäten. Aufgrund der Bedingungen ist mit einem Anstieg des Hungerniveaus zu rechnen.
Wie deutsche und internationale Hilfsorganisationen fordern, listet auch IPC den sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand sowie die Sicherstellung des ungehinderten Zugangs zu allen Bevölkerungsgruppen im Gazastreifen als Empfehlung auf.
Besondere Notlage im Norden Gazas und tausende Menschen sind weiterhin vermisst
Im nördlichen Gazastreifen leidet die Zivilbevölkerung akut unter Mangel wichtiger Hilfsgüter, wie Wasser, Lebensmittel und Medikamente. UN OCHA berichtet von einem erschütternden Ausmaß an Tod, Verletzungen und Zerstörung und die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen äußerte zuletzt Besorgnis über die Lage der letzten verbliebenen Krankenhäuser in Nord-Gaza.
Die Zahl der Todesopfer im Gazastreifen ist mittlerweile auf mehr als 42.718 Palästinenser gestiegen, darunter mindestens 13.319 Kinder und 7.216 Frauen, während weitere 100.282 Menschen verletzt wurden (UN OCHA, Stand 22. Oktober 2024*). Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (ICRC) meldete im April 7.000 vermisste Menschen, die Zahl wird von Hilfsorganisationen mittlerweile weit höher eingeschätzt. Unter den Toten befinden sich laut Reporter ohne Grenzen (RSF) mehr als 130 Journalisten und Journalistinnen, während hunderte Mitarbeitende des Gesundheitswesens nach lokalen Angaben umgekommen sind.
Ungehinderter Zugang für humanitäre Hilfe und Waffenstillstand notwendig, um Leben zu schützen
Wie weitere deutsche Hilfsorganisationen, fordert auch Islamic Relief Deutschland einen gesicherten Zugang für humanitäre Helfende und einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand, um so viele Menschenleben wie möglich zu schützen und zu erhalten.
Weitere Informationen zur Nothilfe unter: https://www.islamicrelief.de/gaza-nahost-nothilfe/
* Quelle: UN OCHA „Reported impact snapshot I Gaza Strip (22. Oktober 2024)
Anmerkungen für Redaktionen:
Die Klassifizierung namens „Integrated Food Security Phase Classification“, abgekürzt IPC, bietet eine einheitliche Skala zur jeweiligen Klassifizierung des Schweregrads und Ausmaßes von Ernährungsunsicherheit und akuter Unterernährung. Die IPC-Skala für akute Ernährungsunsicherheit ist in fünf Kategorien unterteilt: Ernährungssicherheit, Hunger, Krise, Humanitärer Notfall/Notsituation, Hungerkatastrophe/Hungersnot.
Pressekontakt:
Sara Ahmed Martinez, Pressereferentin
Telefon: 0221 200 499-2279
E-Mail: [email protected]
Original-Content von: Islamic Relief Deutschland e.V., übermittelt durch news aktuell
Quelle: ots