München (ots) –
Die geplanten Themen:
„Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“ – Diskussionsreihe des PEN Berlin
Der PEN-Berlin, die Vereinigung Deutsch schreibender oder im deutschsprachigen Raum lebender Schriftsteller, die für die Freiheit des Wortes eintritt, ist besorgt. Denn in Deutschland, so heißt es in einer Pressemitteilung, sei es „nach Wahrnehmung vieler um die Meinungsfreiheit nicht gut bestellt“. Viele beklagten „enge Meinungskorridore“, „Denk- und Sprechverbote“, „Cancel Culture“.
Gefühlte Wahrnehmung oder realer Befund? Für die Demokratie jedenfalls, die ja Streit der Meinungen sein soll und sein muss, eine besorgniserregende Entwicklung. Deshalb hat der PEN-Berlin, der seinen Focus normalerweise auf im Ausland bedrohte und verfolgte Schriftstellerinnen und Schriftsteller richtet, eine Diskursoffensive in Deutschland gestartet. Mit der Veranstaltungsreihe „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“ touren namhafte Autorinnen und Autoren durch Sachsen, Thüringen und Brandenburg, um mit dem Publikum ins Gespräch zu kommen. „Wir wollen uns“, so PEN-Berlin-Sprecherin Eva Menasse, „vor den Landtagswahlen hier nicht parteipolitisch einmischen, sondern zum echten, auch harten Gespräch ermuntern.“ Ein Experiment mit offenem Ausgang, zumal in einer Zeit, in der schon lange eher übereinander- als miteinander gesprochen wird und Brandmauern als letzte Bastionen der Demokratie gelten. 37 Veranstaltungen werden es am Ende sein, jeden Tag in einer anderen Stadt, von Annaberg bis Perleberg, von Ilmenau bis Zwickau. Mit dabei u.a. der Literaturwissenschaftler Dirk Oschmann, die Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk und Per Leo, die Schriftstellerinnen Ines Geipel und Katja Lange-Müller, die Dichter Navid Kermani und Ingo Schulze, die Publizisten Patrick Bahners und Ralf Schuler. „ttt“ mit einer Zwischenbilanz.
Autor: Rayk Wieland
Quo vadis, Ostdeutschland? – Eine Standortbestimmung zur „Schicksalswahl“
Mit nichts Geringerem als der Zuschreibung einer Schicksalswahl sind die Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen begleitet worden. Gar als Wegscheide für die liberale Demokratie. Gewiss doch, Wahlen sind immer ein Seismograf für die Stimmungslage der Menschen und ein Abbild gesellschaftlicher Konflikte: Was darf man noch sagen? Überfordert die Migration die Politik? Ist Deutschland noch sicher? Wie sehr haben sich Politik und Wähler entfremdet? Wir haben im Vorfeld der Wahlen mit einer Lehrerin, einem Friseur und dem Soziologen Steffen Mau gesprochen. In seinem ausgezeichneten Buch „Ungleich vereint – warum der Osten anders bleibt“ , beschreibt er das Fortbestehen zweier Teilgesellschaften – Ost und West – in Bezug auf soziale Struktur, Mentalität und politisches Bewusstsein. Ostdeutschland ist das Land der kleinen Leute, eine einfache Arbeitnehmergesellschaft mit halb so viel Vermögen wie Westdeutschland. Eine Gesellschaft, in der das alte Parteiensystem des Westens kaum eine feste Basis bilden konnte und die von einer zunehmend staatsskeptischen Grundhaltung geprägt ist. Eine Standortbestimmung am Tag der Wahl.
Autoren: Matthias Schmidt und Jens-Uwe Korsowsky
Caspar David Friedrich in Dresden – „Wo alles begann“
Jetzt hat sie begonnen, die große Caspar David Friedrich-Ausstellung in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Zwar hatten Hamburg und Berlin schon vorgezogen, aber Dresden begann jetzt pünktlich zum 250. Geburtstag am 5. September mit gleich drei Ausstellungen: im Albertinum, im Kupferstich-Kabinett und im Münzkabinett. In Dresden, „Wo alles begann“, so der Ausstellungstitel, sind wesentliche Hauptwerke zu sehen. Und hier können entscheidende eigene Akzente gesetzt werden: Zum Beispiel den auf die Rolle der Natur für den Romantiker, der immer wieder tagelang in die unmittelbare Umgebung zog und zeichnete, vor allem in der Sächsischen Schweiz. Oder, wie er sich von Werken in der Dresdner Gemäldegalerie anregen ließ. Und vielleicht war der Maler schwermütiger Friedhofsbilder und einsamer Landschaften gar nicht so einsam und melancholisch, wie man vermuten könnte?
Autor: Meinhard Michael
Snow Patrol ist zurück mit neuem Album
Sie ist die bekannteste unbekannte Band der Welt: Snow Patrol, die dritte große britische Überwältigungs-Pop-Band neben Coldplay und Muse. Aber obwohl Snow Patrol mit über 20 Millionen verkauften Alben, mit ausverkauften Stadien, weitreichender Radiopräsenz, internationalen Erfolgen und sehr fein geschriebenen und produzierten Pop-Preziosen aufwarten, fliegt die Band bis heute leicht unterhalb des Radars der Massenwahrnehmung. Vielleicht liegt es daran, dass ihre beiden bislang größten Hits „Chasing Cars“ und „Run“ Balladen sind. Songs, so subtil, so unauffällig wie kraftvoll geschrieben und arrangiert, dass man eher ihren Puls als ihre Melodien wahrnimmt. Ihre Fans singen Zeile für Zeile mit. Ihre Lieder werden bei Geburten, auf Hochzeiten und Beerdigungen gespielt. Und es finden sich viele Kommentare im Internet, die der Band bescheinigen wortwörtlich Leben gerettet zu haben. Weil sie Trost gibt in trostlosen Zeiten. Snow Patrol. Die Schnee Patrouille. Die Band, die dich rauszieht und rettet, wenn die Lawine des Lebens über dir zusammenbricht. „The Forest Is The Path“ nennen sie ihr neues Album: Der Wald ist der Weg. Das Undurchdringliche als das Gegebene hinnehmen. Und sich trotzdem auf den Weg hindurch wagen. Mit starkem Halt durchs Leben gehen, ohne immer volle Klarheit zu haben. Snow Patrol können auch das meisterhaft: gute Gedanken in klare Bilder fassen. „ttt“ hat Gary Lightbody, den Sänger von Snow Patrol, in London zu einem persönlichen Gespräch getroffen. Der immer wieder von Panikattacken gequälte Lightbody erzählt, wie auch er erst einmal lernen musste dem Wald des Lebens zu trotzen: Stark zu stehen, wenn es sein muss – und weiterzugehen, auch wenn es aussichtslos scheint.
Autor: Andreas Krieger
Moderation: Max Moor
„ttt – titel thesen temperamente“ ist am Sendetag ab 20:00 Uhr in der ARD Mediathek verfügbar.
Redaktion: Jens-Uwe Korsowsky | Matthias Morgenthaler (MDR)
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