Dortmund (ots) –
Die Paralympischen Spiele vom 28. August bis 8. September 2024 sind ein beeindruckendes Schaufenster menschlicher Leistungsfähigkeit und Willenskraft. Doch hinter jedem Erfolg der 4.400 Sportler aus aller Welt steht nicht nur der Athlet, sondern auch eine hochspezialisierte Disziplin: die Orthopädie-Technik. Als unverzichtbarer Partner der Sportler versorgt das Handwerk die Athleten mit der individuell passenden Technik. Insgesamt 130 Orthopädietechniker aus 42 Ländern engagieren sich in Paris ehrenamtlich in der 720 Quadratmeter großen Hauptwerkstatt und in 14 kleineren Werkstätten in den Sportanlagen unter der Leitung des deutschen Hilfsmittel-Herstellers Ottobock. Darunter sind zahlreiche orthopädietechnische Handwerker aus Deutschland.
„Die Orthopädie-Technik ist weit mehr als nur ein Handwerk – sie ist der Schlüssel zu den beeindruckenden Leistungen, die wir bei den Paralympischen Spielen bewundern dürfen“, erklärt Alf Reuter, Präsident des Bundesinnungsverbandes für Orthopädie-Technik (BIV-OT). „Ohne die präzise angepassten Hilfsmittel, die unsere Techniker vor Ort reparieren oder in besonderen Fällen neu fertigen, wäre es vielen Athleten nicht möglich, ihre sportlichen Träume zu verwirklichen. Wir sind stolz darauf, ein unverzichtbarer Partner auf dem Weg zu ihren Erfolgen zu sein.“
Maßgeschneiderte Technik und schnelle Hilfe: Orthopädietechniker sichern die sportliche Leistung bei den Paralympics
Ob Olympische oder Paralympische Spiele: Die Athleten haben immer nur eine Chance, am Wettkampf teilzunehmen. Auf den Punkt müssen sie ihre Leistungen bringen. Ein Großteil der paralympischen Athleten, die sich in Paris messen, ist bei der Leistungsabfrage auf Hilfsmittel angewiesen. Rollstuhl-Basketball, -Rugby oder -Tennis ist ohne voll funktionsfähigen Rollstuhl unmöglich. Für Menschen nach Amputation ist eine perfekt sitzende Prothese Grundvoraussetzung für einen Wettkampf.
Was tun, wenn der Rahmen eines Rollstuhls vor dem Wettkampf bricht oder der Schaft der Prothese nicht mehr passt, weil sich der Oberschenkel durch das Training verändert hat? Die Athleten wenden sich an die orthopädietechnischen Werkstätten vor Ort. Unter Hochdruck reparieren sie Rollstühle, Prothesen und Orthesen oder fertigen neue Hilfsmittel, falls eine Reparatur nicht mehr möglich ist. Reifen, Schläuche oder einzelne Felgen werden beispielsweise innerhalb von Minuten gewechselt. Bricht ein Metallteil am Rollstuhl wird der Bruch entweder geschweißt oder ein neues Hilfsmittel an die speziellen Bedürfnisse des Sportlers angepasst. Selbst das Bauen eines Prothesenschaftes ist möglich. In Paris setzen die Handwerker auf einen vollständig digitalen Prozess. Vom Scannen über den Druck des Testschaftes, der Überarbeitung und Anprobe durch den Sportler bis zum finalen neuen Schaft dauert es ganze 48 Stunden und der Athlet kann sein Hilfsmittel wieder optimal nutzen.
Orthopädie-Technik auf Weltklasseniveau: Deutsche Handwerkskompetenz überzeugt bei den Paralympics
„Wir alle in den paralympischen Werkstätten teilen die Sprache der Orthopädietechnik. Wir verstehen uns vom ersten Moment an blind, denn wir alle wollen Menschen, die auf Hilfsmittel für den Alltag oder den Sport angewiesen sind, bestmöglich versorgen. Hinzu kommen all die Begegnungen mit den Athleten und Athletinnen aus aller Welt. Das ist eine unglaubliche Erfahrung und auch Inspirationsquelle“, erklärt Ingo Pfefferkorn, einer der ehrenamtlichen Orthopädietechnikmeister in Paris und Kongresspräsident der OTWorld 2024 in Leipzig. Besonders innerhalb Europas gebe es eine hohe Qualität in der Versorgung von Menschen mit Einschränkungen für Sport und Alltag. „In Deutschland ist die Versorgung qualitativ besonders hoch. Das ist unserer breit aufgestellten handwerklichen Ausbildung mit einem hohen Praxisanteil geschuldet. In den Meisterschulen kommen dann noch Spezialisierungen hinzu. Diese Art der Ausbildung haben wir allen anderen Ländern voraus. Sie ist ein großer Glücksfall“, betonte der Präsident der Fortbildungsvereinigung für Orthopädie-Technik (FOT).
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